Kaum eine andere Branche wurde von der Digitalisierung so stark verändert wie die Videoproduktion. Filmen kann man nicht mehr nur mit teurem Equipment und findigen Techniken, sondern mit jedem Smartphone. Mit dem technischen Fortschritt kam auch eine breite Masse an Mittelklassekameras, die möglichst viele Funktionen der Profiwelt in ein handliches Format und einen vertretbaren Preis packen wollen. Das klappt meistens sehr gut. Wir zeigen Ihnen im Folgenden, welche Mittelklassekameras besonders fürs Filmen geeignet sind und wo die Unterschiede zwischen reinen Videokameras (Camcordern) und Fotokameras liegen.
Kameratypen
Heutzutage kann eigentlich jede Kamera Videos aufnehmen – vom Smartphone bis zur teuren Videokamera. Allerdings eignen sich nicht alle Geräte für jedes Bedürfnis. Videokameras, Fotokameras mit Videofunktion und Smartphones kämpfen allesamt um die gleiche Kundschaft. Ausserdem wurden in den vergangenen Jahren weitere Kameratypen entwickelt, die ihre eigene Nische einnehmen. Darunter ultrakompakte Actionkameras oder smarte Überwachungskameras. Diese Spezialkameras und die Smartphones wollen wir in diesem Artikel aussen vor lassen, denn die beliebtesten Modelle im Bereich der Amateure, Halbprofis und kostenbewussten Profis sind DSLRs (Spiegelreflexkameras), DSLMs (spiegellose Systemkameras) und Camcorder.
DSLRs und DSLMs werden primär für die Fotografie entwickelt, bieten heute aber hochklassige Videofunktionen und können so reinen Videokameras durchaus das Wasser reichen. Camcorder sind das Gegenteil davon. Sie wurden für Videoaufnahmen entwickelt und schiessen nebenher durchaus ordentliche Fotos. Die Grenzen verschwimmen immer mehr. Bestes Beispiel dafür ist Panasonics Lumix GH5, die als Videokamera im Stil einer Fotokamera entwickelt wurde und grundsätzlich beide Bereiche auf hohem Niveau abdeckt, Bild 1.
Bild 1: Die Panasonic Lumix GH5 kann sowohl gut filmen als auch tolle Fotos schiessen $('.magnificPopup').magnificPopup({
type: 'image'
});
Das ist ein Trend, der sich besonders im Privatgebrauch verstärken wird; nicht zuletzt, da viele Limitationen für den Videodreh durch technische Fortschritte eliminiert werden konnten. SD-Karten sind grösser und schneller, Sensoren robuster und digitale Sucher präziser geworden.
Vorteile DSLR/DSLM
Bild 2: Wechselobjektivkameras wie Fujifilms X-T2 bieten viel mehr Flexibilität $('.magnificPopup').magnificPopup({
type: 'image'
});
Die Vorteile einer DSLR oder DSLM liegen vor allem in der Flexibilität. Diese Kameras wurden als Wechselobjektivsysteme entwickelt und können so für alle möglichen Anwendungen leicht erweitert werden. Zudem sind spezialisierte Objektive oftmals qualitativ besser als Allroundmodelle, was einem DSLR-/DSLM-Besitzer weitere Flexibilität bietet, Bild 2. Nicht zuletzt schlagen Systemkameras dedizierte Videokameras im jeweils schwächeren Feld. Das soll heissen: Der Videodreh mit einer Systemkamera ist normalerweise eine bessere Erfahrung als die Fotografie mit einem Camcorder. Systemkameras kosten zudem im Schnitt etwas weniger, da bei den Camcordern die restliche Hardware meistens kostspieliger ist.
Vorteile Camcorder
Bild 3: Bei Camcordern wie dem JVC GY-HM170E ist alles aus einem Guss $('.magnificPopup').magnificPopup({
type: 'image'
});
Die Flexibilität der Systemkameras liefert aber auch dem Camcorder einen Vorteil: die Simplizität. Kaufen Sie einen Camcorder, erhalten Sie Hardware, die für Videos gemacht ist, während sich bei DSLRs und DSLMs eine Vielzahl der Kameras und Objektive nicht wirklich gut für Videos eignen. Camcorder sind zudem meistens ab Haus mit wichtigen Funktionen wie optischen Bildstabilisatoren ausgerüstet, die bei Systemkameras vielfach optional sind, Bild 3. Sie nutzen ausserdem stärker auf Video zugeschnittene Hard- und Software, was sowohl die Bedienung erleichtert als auch für vielseitigere Qualitätseinstellungen sorgt.
Auflösungen und Bildraten
Die erste Zahl, der Sie beim Kauf einer Videokamera wahrscheinlich begegnen, ist die Auflösung. Aktuell ist 4K das Schlagwort, also die Auflösung von 3840 × 2160 Pixeln. Dazu kommt meistens eine Bildratenzahl wie 30p. Entschlüsseln wir doch einmal ein paar übliche Angaben: Die Auflösung bezieht sich auf die Anzahl Pixel in der Breite und Höhe, wie wir das von anderen Geräten her kennen. Die zwei wichtigsten Auflösungen derzeit sind 4K (3840 × 2160 Pixel) und Full HD (1920 × 1080). Dazwischen gibt es noch die durchaus sinnvolle Auflösung 2560 × 1440 Pixel, manchmal 2K genannt. Am aktuell unteren Ende rangiert HD-ready (1280 × 720 Pixel), meistens 720p genannt. Zum «p» kommen wir später noch.
Die Auflösung allein garantiert nur die Anzahl Pixel, nicht aber eine bestimmte Qualität. Diese wird von diversen Faktoren beeinflusst, unter anderem der Sensorgrösse, der Qualität des Objektivs, dem ISO-Wert (Lichtempfindlichkeit) oder der Bitrate. Ein hochwertig aufgenommenes Full-HD-Video kann deshalb deutlich besser aussehen als ein mässiges 4K-Video. Neben der Auflösung ist üblicherweise die maximal mögliche Bildwiederholungsrate (Framerate) angegeben. In Zeiten des Analogfernsehens waren hier die Standards PAL und NTSC massgebend. Sie erreichten Wiederholungsraten von 25/50 FPS (Bilder/Sekunde) in PAL respektive 30/60 FPS in NTSC. In der digitalen Zeit ist das nicht mehr wirklich relevant, da digitale Plattformen mit den meisten Bildwiederholungsraten zurechtkommen. Die Bildwiederholrate wird allerdings wieder relevant, wenn bestimmte Lichtquellen im Einsatz sind. Beispielsweise verursacht eine mit 50 Hz schwingende Glühbirne in einem 60-FPS-Video einen Flackereffekt. Gleiches gilt für bestimmte PC-Monitore, die nicht zu den FPS des Videos passen. Behalten Sie das beim Filmen mit künstlichem Licht im Hinterkopf.
Die wichtigsten Bildwiederholraten sind: 24 FPS für Kinofilme, 30 FPS als (noch) Standard und 60 FPS für flüssigere Bildwiedergabe. Höhere Bildraten wie zum Beispiel 120, 240, 480 oder sogar 960 FPS werden hauptsächlich für Zeitlupen verwendet. Das Bildmaterial wird dabei auf 30 oder 60 FPS ausgebreitet, wodurch es verlangsamt wird.
60p oder 60i?
Das «p» hinter der Bildrate ist nicht umsonst da. Und manchmal steht da auch ein «i». Der Unterschied ist glücklicherweise einfach: «p» steht für «progressive», «i» für «interlaced». Interlaced ist eine Technik, die vor allem bei älteren TV-Systemen verwendet wurde. Dabei wird nur jede zweite Linie aller Pixel auf einmal dargestellt. 1/60 Sekunde später werden die restlichen Linien dargestellt. Das spart Bandbreite, kann aber zu leichtem Flackern führen, wie man das von älteren TVs kennt. Progressive stellt sämtliche Pixel auf einmal dar. 2018 ist progressive eigentlich die einzig logische Wahl. Übrigens: das «p» oder «i» in «1080i» oder «720p» heisst dasselbe, nur ohne Angabe der Bildrate. Eine solide Videokamera sollte heutzutage mindestens Full HD/60p bieten. 4K/30p ist Standard für Mittelklassegeräte und 4K/60p für High-End-Modelle. In Sachen Zeitlupen sind die Unterschiede aktuell noch grösser. Die meisten Hersteller bieten mindestens Full HD oder HD ready mit 120p an.
Nächste Seite: Sensoren, Bitrate und Farbsampling sowie Zoom und Objektive
January 07,2022 Post by :Luka Müller