Mittelformatkameras gehören zu den Spezialisten für absolute Spitzenbildqualität. Bislang musste man dafür aber wuchtige Kameras durch die Gegend schleppen und tief in die Tasche greifen viele Modelle kosten mehr als ein neuer Kleinwagen. Das wird sich in Zukunft ändern. Die ersten Mittelformat-Systemkameras sind nicht nur viel kleiner und leichter, sondern auch deutlich günstiger: Die Fujifilm GFX 50S gibt es ab 7.000 Euro. Welche Bildqualität es dafür gibt, konnte COMPUTER BILD schon mit einem Vorserienmodell ausprobieren. Hier der erste Kurz-Test.Mittelformat verkleinertAuf den ersten Blick sieht die GFX 50S aus wie eine Spiegelreflex mit Vollformatsensor. Sie hat auch etwa die Größe einerCanon EOS 5D Mark IVoderNikon D810. Wie die kleineren Fujifilm-Kameras verzichtet die GFX 50S aber auf einen Spiegel und kommt als Systemkamera. Dadurch passt ein deutlich größerer Sensor rein: Der 51-Megapixel-Sensor (8256x6192 Pixel) ist mit einer Sensorfläche von 43,8x32,9 Millimeter etwa zwei Drittel größer als ein Vollformatsensor und rund viermal so groß wie ein APS-C-Sensor, der beispielsweise in derFujifilm X-T2steckt. Auch die meisten Mittelformatkameras verwenden so große Sensoren, beispielsweise dieHasselblad X1D-50c. Noch mehr Sensorfläche bieten nur sehr wenige Kameras, etwa dieHasselblad H6D-100.Beispielbilder der Fujifilm GFX 50S15 BilderZur BildergalerieFotos in absoluter TopqualitätBei der Vorstellung auf der Photokina hatte Fujifilm vollmundig eine deutliche höhere Bildqualität als bei Vollformat- und APS-C-Kameras versprochen. Kein leeres Versprechen, wie sich beim ersten Kurz-Test der GFX 50S herausstellte. Die Testkamera war zwar noch ein Vorserienmodell, lieferte aber dennoch extrem detailreiche Aufnahmen und überzeugte mit einer sehr genauen Farbwiedergabe und fein abgestuften Helligkeitswerten. Selbst Spitzenkameras mit Vollformatsensor wie dieCanon EOS 5DS, dieNikon D810oder dieSony Alpha 7R IIhaben da Mühe mitzuhalten.Top auch bei wenig LichtDie Fujifilm GFX 50S gehört zu den wenigen Mittelformatkameras, die auch mit höherer ISO-Einstellung Bilder in Topqualität liefern. Die beste Bildqualität gibt es zwar auch bei der GFX 50S mit der Standardeinstellung ISO 100, doch wer das ISO-Rad weiter drehen muss, etwa um eine kurze Belichtungszeit oder eine kleinere Blende einstellen zu können, kann locker bis ISO 1.600 gehen. Bis dahin fällt der Qualitätsunterschied sehr gering aus. Da lassen sich selbst in der 100-Prozent-Ansicht auf dem Computer-Monitor nur geringe Unterschiede ausmachen. Ab ISO 3.200 wird der bei Qualitätsverlust etwas höher, aber selbst mit ISO 12.800 sehen die Fotos in der Gesamtansicht noch top aus.Neben der zierlichen SystemkameraFujifilm X-T20sieht die Fujifilm GFX 50S ziemlich riesig aus. Für eine Mittelformatkamera ist sie aber eher klein.Robustes GehäuseBeim ersten Anfassen machte die GFX 50S einen sehr soliden Eindruck. Fujifilm verspricht, dass Kamera und Objektive wettergeschützt sind und neben Regen bis zu -10 Grad Kälte vertragen. Die Kamera verträgt also auch den Einsatz in härterer Umgebung und muss sich nicht im sicheren Studio verstecken. Das bullige Gehäuse ist nicht ganz so mini wie bei derHasselblad X1D-50c. Es wiegt mit Akku und Speicherkarte, aber ohne Objektiv 845 Gramm, mit Sucher 935 Gramm. Dafür bietet sie reichlich Einstellräder und -tasten sowie ein Status-Display auf der Kamera-Oberseite. Mit kleineren Objektiven wie dem Fujifilm Fujinon GF63mm 1:2,8 R WR oder dem Fujifilm Fujinon GF32-64mm 1:4 R LM WR bleibt die GFX 50S aber noch vergleichsweise handlich. Erst mit dem als Zubehör erhältlichen Batteriegriff wird die GFX 50S dann in etwa so wuchtig wie die Profi-DSLRsCanon EOS-1D X Mark IIundNikon D5.Schöner, großer SucherDer Sucher ist vergleichsweise groß, bietet aber auch ein sehr großes Sucherbild. Im Kurz-Test machte der Sucher einen guten Eindruck, schön scharf und sehr detailreich. Bildruckler gab es nur bei sehr schnellen Querschwenks und in sehr dunkler Umgebung zu sehen. Die Darstellung ist noch etwas größer als bei derLeica SL, jedoch nicht ganz so detailreich, da der Sucher der GFX 50 S mit 1280x960 Pixeln arbeitet (nach Herstellerlesart 3,69 Millionen Subpixel für die Grundfarben Rot, Grün, Blau). Einmalig ist der Tilt-Angle-Adapter für den Sucher, der zwischen Sucher und Kamera montierbar ist. Damit lässt sich der Sucher zur Seite drehen und nach oben klappen.Der Sucher der GFX 50S fällt sehr groß aus und zeigt ein sehr detailreiches Bild. Über das Kameramenü lässt sich die Tastenbelegung sehr genau anpassen.Schneller Kontrast-AutofokusBei einer Systemkamera sitzt der Autofokus auf dem Bildsensor, da macht auch die GFX 50S keine Ausnahme. Mittelformatsensoren mit zusätzlichen Phase-Change-Messpunkten gibt es (noch) nicht, daher fokussiert die Fujifilm mithilfe des Kontrastmessverfahrens. Im Kurz-Test arbeitete der Autofokus überraschend schnell und sehr genau. Fehl fokussierte Aufnahmen gab es nur sehr wenige, etwa wenn die Kamera versuchte auf eine gleichmäßig helle Fläche scharfzustellen. Typisch Kontrast-Autofokus: Bei wenig Licht brauchte der Autofokus der GFX 50S manchmal etwas länger. Das extreme hohe Autofokus-Tempo einerNikon D500oderSony Alpha 6300erreicht die GFX 50S allerdings nicht. Praktisch ist der kleine Joystick auf der Kamera-Rückseite. Damit lässt sich der Fokus-Messpunkt sehr genau festlegen.Zum Start der Fujifilm GFX 50S gibt es drei Objektive. Im Laufe des Jahres sollen drei weitere folgen: Ein lichtstarkes Porträt-Tele (links), ein kompaktes Weitwinkel (Mitte) und ein Superweitwinkel (rechts).Mäßige AkkuausdauerIn der GFX 50S steckt gleich ein Bündel stromhungriger Bauteile: ein deutlich größerer Sensor, ein hochauflösender Sucher und ein Autofokus, der größere und damit auch schwere Linsen bewegen muss. Das alles zehrt am Akku. Um dessen Reichweite zu erhöhen, hat sich Fujifilm einen interessanten Kniff einfallen lassen. Im sogenannten Studiomodus wechselt die Kamera schon nach wenigen Sekunden in eine Art Standby-Modus. Dabei schaltet die Kamera aber nicht ab, sondern regelt beispielsweise die Helligkeit des Monitors deutlich herunter. In diesem Halbschlaf bleibt die Kamera, bis der Fotograf wieder ein Bedienelement benutzt, etwa eine Funktionstaste oder den Auslöser drückt. So muss man die Kamera nicht ständig ein- und ausschalten, um den Akku zu schonen. Bei Fotografieren hilft der Studiomodus aber nur wenig. Im Kurz-Test mit viel Ausprobieren der diversen Kamera-Einstellungen war nach knapp 300 Bilder Schluss. Unterwegs sollte man also besser einen Zweitakku dabei haben.Mit zwei Adaptern lassen sich weitere Objektive anschließen: Großformatobjektive mit einem Balgenadapter (links) und Mittelformatobjektive von Fujifilm und Hasselblad mit H-Bajonett (rechts).Drei weitere Linsen angekündigtDas Auflagemaß (Abstand zwischen Bajonett und Sensor) der GFX 50S fällt mit 16,7 Millimeter für eine Mittelformatkamera sehr gering aus. Dadurch lassen sich viele ältere Objektive mit Adaptern verwenden. Die beiden ersten Adapter von Fujifilm gibt es für Großformat-Objektive und für Mittelformatobjektive mit H-Bajonett (von Fujifilm und Hasselblad). Im Laufe des Jahres sollen noch drei weitere Objektive folgen: ein Superweitwinkel, das GF 23 Millimeter 1:4 R LM WR (18 Millimeter umgerechnet ins Kleinbildformat), ein leichtes Weitwinkel, das GF 45 Millimeter 1:2,8 R WR (36 Millimeter umgerechnet ins Kleinbildformat) und ein lichtstarkes Porträt-Tele, das GF 110 Millimeter 1:2 R LM WR (87 Millimeter umgerechnet ins Kleinbildformat).Preis und VerfügbarkeitDie Serienmodelle der Fujifilm GFX 50S sollen im Februar in die Fotoläden kommen. Das Gehäuse soll 6.999 Euro kosten, der abnehmbare Sucher kommt serienmäßig mit. Die Objektive sind für Mittelformat-Verhältnisse günstig: Das Normalobjektiv Fujifilm Fujinon GF63mm 1:2,8 R WR soll 1.599 Euro kosten, das Zoom Fujifilm Fujinon GF32-64mm 1:4 R LM WR 2.499 Euro und das Makro-Objektiv Fujifilm Fujinon GF120mm 1:4 R LM OIS WR Macro 2.899 Euro.Die aktuellen Kamera-Neuheiten59 KamerasFrische Fotoapparate ansehen
June 16,2022 Post by :Luka Müller