Die Light 16 arbeitet mit 16 Kamera-Modulen, im Vordergrund sind sie zu sehen, im Hintergrund der Alu-Rahmen des Kameragehäuses.Die Idee des jungen HerstellersLightaus San Francisco klingt abenteuerlich: Anstelle eines großen Foto-Aufnahmesensors und eines Bierglas-großen Objektivs kommen gleich 16 winzige Sensoren wie in Smartphones zum Einsatz. Die Kamera ist mit 16,5x8,5x2,4 Zentimetern dennoch nur so groß wie ein üppiges Stück Streuselkuchen, ohne vorstehende Teile passt sie locker in die Jackentasche. Aus den 16 Einzelbildern entstehen bis zu 52 Megapixel große Fotos, die laut Hersteller die Qualitäten einerSpiegelreflex-Kameraaufweisen soll. Vorbestellbar war die Kamera bereits im Jahr 2015, jetzt soll sie endlich auf den Markt kommen. COMPUTER BILD hatte die Kamera bereits in der Hand und erklärt, wie die Technik funktioniert.Die Light L16 kachelt 16 Einzelbilder mit drei unterschiedlichen Brennweiten zu einem großen Ganzen zusammen - bis zu 52 Megapixel stark.Light L16: Drei Brennweiten, Tiefenschärfe regelbarAuf der Vorderseite wirken die 16 Aufnahmeeinheiten hinter der Glasfront wie zufällig verstreut. Beim genauen Hinschauen entdeckt man fünf Linsen, wie sie von Smartphones bekannt sind. Dazu kommen zwölf Einheiten, die per Spiegel um die Ecke gucken und quer hinter dem Frontglas eingebaut sind. Damit konnte Light die Kamera flach halten, denn die zwölf Kamera-Module sind mit Tele-Objektiven ausgestattet und dementsprechend dicker als übliche Module für Smartphones. So stehen der L16 fünf Einheiten mit 28 Millimetern Brennweite, weitere fünf mit 70 Millimetern und sechs mit 150 Millimetern zur Verfügung. Die Kamera fügt die Bilder von bis zu fünf Modulen zusammen und verrechnet sie zu einem einzelnen Bild.Die Rechenarbeit erfolgt in einem Snapdragon-820-Prozessor vom Hersteller Qualcomm, wie er auch inSmartphoneszum Einsatz kommt. Er kann allerdings auf die Unterstützung durch drei Spezialchips setzen (ASICs, application-specific integrated circuits), die ihm als extra auf diese Aufgaben trainierte Rechenknechte zuarbeiten. Das ganze Potenzial der Kamera lässt sich aber nur in Verbindung mit einem Computer ausschöpfen. Erst die zugehörige Software mit dem sinnigen Namen Lumen (lateinisch für Licht) setzt die Bilder sämtlicher Kameramodule zu einem großen Ganzen zusammen. Je nach gewünschtem Bildausschnitt variiert die resultierende Auflösung zwischen gut 12 und 52 Megapixel. 4K-Videoaufnahmen sollen nach einem baldigen Update möglich sein.Alle getesteten Spiegelreflexkameras im Detail42 KamerasZu den Top-ModellenBedienung wie ein Smartphone per TouchscreenDie Bedienung der Kamera ist einfach und erinnert ans Fotografieren mit dem Smartphone. Das ist kein Wunder, übernimmt die Light L16 doch wesentliche Merkmale vom Smartphone: Die Steuerung erfolgt über einen Touchscreen mit etwa 13 Zentimetern Diagonale (5 Zoll) und Full-HD-Auflösung. Ausschnitte lassen sich per Zwei-Finger-Geste vergrößern, der Zoom erfolgt per Wisch über den Touchscreen. Einen Sucher hat die Light L16 nicht. Die Kamera läuft auf dem Betriebssystem Android und verfüg über GPS zur Aufzeichnung des Motiv-Standorts sowie über WLAN. Apps lassen sich bislang jedoch nicht installieren, und es gibt keine Verbindung zu Foto-Clouds, Facebook und ähnliches. Die Fotos speichert die L16 in ihrem 256 Gigabyte großen Speicher, es gibt keinen SD-Einschub. Die Fotos lassen sich perUSB-Cauf einen Computer übertragen. In Kleinigkeiten zeigte sich beim ersten Ausprobieren jedoch, dass die Technik entweder noch nicht zu 100 Prozent fertig ist, oder dass die Prozessoren anderweitig beschäftigt sind.So ruckelten die Menüs etwas und beim Fokussieren und beim Weißabgleich genehmigte sich die Kamera manche Gedenksekunde. Außerdem summieren sich die Geräusche der winzigen Objektiv-Mechaniken zu einem Summen, als wäre ein kleiner Bienenschwarm in der Kamera verborgen. Die von Light präsentierten Fotos überzeugten mit toller Auflösung und Detailtiefe. Inwiefern die aufwändige Technik mit den überlagerten Fotos tatsächlich Schnappschuss-tauglich ist, wird sich im Test zeigen. Klar ist aufgrund der Art der Einzelbild-Überlagerung jedenfalls, dass die volle Auflösung nur in der Bildmitte erreicht wird und zu den Rändern hin deutlich abfällt. Spannend wird auch, wie gut die L16 mit schlechten Lichtverhältnissen zurechtkommt. Schließlich haben die 16 Aufnahmesensoren alle nur Smartphone-Kamera-Größe und damit eine geringe Lichtempfindlichkeit. Die Addition der Teilbilder reduziert zwar das unvermeidliche Bildrauschen. Doch selbst 16 solcher Sensoren haben zusammen gerechnet eine kleinere Fläche als Spiegelreflexkameras und damit tendenziell eine geringere Lichtempfindlichkeit. Im Menü der Kamera lassen sich Empfindlichkeiten zwischen ISO 100 und ISO 3.200 einstellen. Bei guten Spiegelreflexkameras sind um ein Vielfaches höhere ISO-Werte möglich, schon durchschnittliche Modelle liefern auch bei ISO 6.400 noch ordentliche Bilder.Die insgesamt elf Tele-Linsen hat der Hersteller flachgelegt, damit das Kameragehäuse nicht zu dick wird. Über Spiegel blicken sie nach vorne.Light L16: Preis und VerfügbarkeitDie Light L16 ist ab sofort direkt beim Hersteller auflight.cozu haben. War in den ersten Ankündigungen 2015 noch von knapp 1.700 Dollar die Rede, beträgt der Preis jetzt 1.950 US-Dollar und in Deutschland 2.050 Euro. Damit wird es die L16 auf dem Markt nicht leicht haben. Sie ist zwar deutlich kompakter als ähnlich teure Spiegelreflexkameras. Ob sie aber besser ist als gute Kompaktkameras vom Schlage einerSony RX100, muss sich zeigen. Als mögliches nächstes Projekt zeigte Light COMPUTER BILD ein Smartphone mit der Multi-Sensor-Technik. Da steckten aber nur fünf Sensoren mit herkömmlichen Optiken hinter der Rückseite, die langen Tele-Objektive der L16 würden nicht in ein flaches Smartphone-Gehäuse passen. Wann allerdings ein Light-Smartphone auf den Markt kommen könnte, ist völlig offen.
August 03,2022 Post by :Luka Müller