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Smart Speaker im Magazin tendenz der BLM

Smart Speaker: Wie geht es mit der neuen Technik weiter?

Smart Speaker: Wie geht es mit der neuen Technik weiter?

Was ist Lautsprecher und was Deko? Das lässt sich bei so reduzierten Speakern wie dem Echo von Amazon auf den ersten Blick schon mal verwechseln. © Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Musik hören, Licht anschalten, nach dem Wetter fragen: Smart Speaker, also vernetzte Lautsprecher mit Sprachassistenten, sind praktisch. Der große Durchbruch ist aber bislang ausgeblieben. Woran liegt das?

München/Nürnberg - Sprachassistenten begegnen uns an immer mehr Stellen im Alltag: Im Auto zum Beispiel kann das Telefon damit gesteuert werden und zu Hause wechselt der Fernseher auf Zuruf das Programm.

Smart Speaker mit integrierten Sprachassistenten gehen noch weiter: Die schlauen Lautsprecher recherchieren auf Befehl auch im Internet, lesen den Wetterbericht oder die Nachrichten vor.

Sie können auch als Steuerungszentrale für andere vernetzte Geräte wie Licht, Musik oder Heizung funktionieren. Oftmals in Kugel- oder Kegelform verbaut, nehmen sich Smart Speaker in den eigenen vier Wänden sehr zurück und brauchen im Akku-Betrieb nicht einmal einen Stromanschluss, um zu funktionieren.

Smart Speaker sind noch relativ neu. „2016 hat Amazon den ersten in Deutschland auf den Markt gebracht. Kurz darauf folgte Google und später Apple“, sagt Timo Brauer vom Technik-Magazin „inside digital“.

Vor allem Amazon und Google würden seither versuchen, die Marktanteile für ihre Systeme Alexa und Google Assistant zu erhöhen. Andere Anbieter hingegen spielen laut Brauer kaum noch eine größere Rolle bei Sprachassistenten. „Vor einigen Jahren hatte Samsung* einen Smart Speaker mit dem eigenen Sprachassistenten Bixby vorgestellt, der jedoch kam hierzulande nie auf den Markt“, sagt er.

Auch Microsoft habe sich mit Cortana aus dem Endkundengeschäft verabschiedet. Große Elektronikhersteller wie etwa Xiaomi würden zwar auf ihrem Heimatmarkt China auf eigene Technik setzen, dieselben Smart Speaker aber für den europäischen Markt mit den Assistenten von Amazon oder Google ausrüsten. Apple-Nutzer sprechen traditionell mit Siri. Die dazu passende vernetzte Box ist der Homepod.

Manche Tätigkeiten nicht so gut für Sprachsteuerung

Doch so einfach das Dirigieren der smarten Lautsprecher auch geht, in der Praxis gerät die Technik schnell auch an Grenzen.

„Die Hersteller mussten erkennen, dass Smart Speaker zwar für einzelne Funktionsbereiche sehr praktisch sind, aber keine Universalassistenten darstellen“, sagt Rainer Müller vom Fachmagazin „connect“. „Die Suche im Web oder das Pflegen von Einkaufslisten ist mit einer rein akustischen Interaktion weniger nützlich, als man zunächst meinen könnte“, sagt er.

Deutlich hilfreicher und auch populärer: die Nutzung smarter Speaker für Anwendungen im Bereich Smarthome. „Auf Zuruf vernetze Lampen, Jalousien, Heizungsthermostate oder Saugroboter zu steuern, ist sehr komfortabel“, sagt Müller. Und auch für die Steuerung der Musik würden die Sprachassistenten häufig genutzt.

Manche Geräte mit Sprachsteuerung sind durchaus erschwinglich

Insgesamt seien Sprachassistenten laut Brauer schon deutlich im Alltag angekommen, was generell zu einer höheren Akzeptanz der Technik geführt habe. „Anfangs waren Smart Speaker ein Gadget für technisch versierte Nutzer“, sagt er. „Nicht zuletzt aber auch aufgrund günstiger Anschaffungspreise von 30 oder 40 Euro finden die Geräte ihren Weg in viele Haushalte.“

Skepsis vor den schlauen Speakern?

„Es gibt eine große Gruppe von Verbrauchern, die Smart Speakern sehr skeptisch gegenüberstehen, was vor allem mit dem Datenschutz zu tun haben dürfte“, sagt Müller. Hinzu komme, dass viele Verbraucher für sich keinen Nutzwert in den vernetzten Boxen erkennen würden.

Guten Tag: Smart Speaker wie der Google Nest Hub sind weit mehr als nur Musikabspielgeräte - sie können zum Mittelpunkt des vernetzten Haushalts werden. © Arne Immanuel Bänsch/dpa-tmn

Aber auch mangelndes Vertrauen in die Technik kann zur Ablehnung führen, wenn etwa von Smart Speakern berichtet wird, die sich selbstständig aktiviert haben.

Derartige Bedenken hält Müller aber für kaum begründet. Die Geräte seien im Normalfall immer auf Empfang und warteten auf das Aktivierungswort, erst dann starte die Aufzeichnung, sagt er: „Ungewolltes Aktivieren dürfte in der Praxis kein großes Problem sein.“ Bei komplexeren Fragen könne es jedoch sein, dass der Sprachassistent kein Ergebnis liefere.

Was gesucht wurde, kann schnell gelöscht werden

Timo Brauer sieht die Technik an Grenzen kommen, wenn ein Smart Speaker von mehreren Nutzern, also beispielsweise einer ganzen Familie, Sprachbefehle erhält. „Das funktioniert nicht zuverlässig und es ist dann auch nicht möglich, beispielsweise auf verschiedene Streamingkonten zuzugreifen, sodass jeder seine Playlist auf Zuruf abspielen kann.“

Das ist ein Musiklautsprecher? Ja, auch. Aber die sogenannten Smart Speaker (im Bild Amazon Echo Plus) haben viele Funktionen, hören auch auf Sprache und lassen sich vernetzen. © Amazon/dpa-tmn

Das Löschen von Suchanfragen ist den Experten zufolge bei allen gängigen Sprachassistenten mit wenigen Klicks möglich. Zudem gebe es bei Amazon und Google die Option, alle Sprachaufnahmen nach einem selbst einstellbaren Zeitraum automatisch löschen zu lassen, so Brauer.

Erst große Begeisterung - aber wie geht's weiter?

Die Begeisterung für die schlauen Lautsprecher scheint nach anfänglicher Euphorie etwas abgekühlt zu sein. Zahlen des Branchenverbands gfu Consumer & Home Electronics zufolge sind die Verkäufe im Bereich Smart Audio rückläufig. „Nach einem Peak mit 1,9 Millionen verkaufter Geräte im Jahr 2019 waren es 2020 und 2021 nur noch rund 1,5 Millionen“, sagt Roland Stehle von der gfu.

Vielseitige Kugel: Geräte wie der Apple Homepod haben einen eingebauten Lautsprecher. © Apple Inc./dpa-tmn

Die Gründe hierfür seien vielschichtig und könnten neben einer allgemeinen Sättigung auch mit dem insgesamt sehr zersplitterten Smarthome-Markt zusammenhängen, so Stehle. Dort fehle nach wie vor ein einheitlicher Standard, was es für den Endverbraucher erschwere, sich zu orientieren. dpa *ingame.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

neue Bilder des Essential Home aufgetaucht (Galerie)

Smart Speaker und Smart Displays sind heute in vielen Haushalten zu finden und haben nach wie vor bei den allermeisten Herstellern eine klare Abtrennung untereinander. Das vor einigen Jahren gehypte Startup Essential wollte das ändern und hatte den Essential Home Smart Speaker mit Display in Aussicht gestellt. Dieser kam niemals auf den Markt, doch nun gibt es viele neue Fotos und Informationen zum Gerät, das richtungsweisend hätte sein können.

Vielen Bloglesern dürfte Essential noch ein Begriff sein. Das Startup des Android-Erfinders Andy Rubin wollte viele smarte Geräte auf den Markt bringen, wobei aber leider nur das Essential PH-1 Smartphone sowie eine aufsteckbare Kamera verfügbar waren. Das ebenfalls angekündigte Smart Display mit Ambient OS kam niemals auf den Markt, war aber wohl weit entwickelt. Essential ist längst Geschichte und die Überreste in das neue Startup Nothing aufgegangen.

Es ist nicht zu erwarten, dass der Smart Speaker bzw. dessen Konzept noch Verwendung findet, aber tatsächlich war es sehr interessant. Es war ausdrücklich kein Smart Display, sondern ein Smart Speaker mit Display. Dass das nicht das Gleiche ist, seht ihr in der im Artikel eingebundenen Galerie. Der Smart Speaker setzte auf ein kreisrundes Äußeres, dessen Oberfläche angeschrägt war, sodass es selbst von der Seite erkennbar war.

Als Betriebssystem sollte Ambient OS zum Einsatz kommen, dass den Nutzern möglichst viele Informationen vermitteln sollte, mit starker Künstlicher Intelligenz. Vom Google Assistant war keine Rede, aber zumindest das Betriebssystem setzte auf Android inklusive einer Launcher-Oberfläche. Bei einem nun aufgetauchten Prototypen kam Android 8.1 zum Einsatz, das schon einmal für eine möglichst große App-Vielfalt hätte sorgen können.

Wie ihr sehen könnt, funktioniert das Gerät. Die Hardware sieht schon recht final aus, doch es dürfte wohl die Software-Entwicklung gewesen sein, mit der man nicht vorangekommen ist. Auch die Finanzierung war damals alles andere als sicher, denn das Essential Phone war ein Flop und hätte eigentlich das dringend benötigte Kapital einspielen sollen. Doch man hatte sich übernommen und viel zu viel auf einmal gewollt.

Ich denke, dieses Smart Display hätte ein sehr großes Potenzial gehabt und einiges am Markt verändern können. Ob die App-Herangehensweise klug gewesen ist, an der ja nun auch Google wieder mit seinen kommenden Smart Display schraubt, lässt sich schwer bewerten. Doch mit Android-Gründer Andy Rubin im Hintergrund war der starke Fokus auf Android und dessen Konzept in die Wiege gelegt und ist nicht weiter überraschend.

Leider sehen wir bis auf das Marketing-Material nichts von Ambient OS. Vielleicht wird auch dieses Projekt eines Tages noch irgendwo auftauchen. Wäre sicherlich sehr interessant.

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[9to5Google]

Smart Speaker im Magazin tendenz der BLM

Sprachassistenten und Smart Speaker verändern den Umgang mit Information, Infotainment, Edutainment und Entertainment. Bereichern sie die Medienvielfalt oder werden sie zum Nadelöhr für Informationen? Wie bleiben Medien- und Meinungsvielfalt, Transparenz, Datenschutz und Diskriminierungsfreiheit gewahrt?

Text Andi Goral

Sprachassistenzsysteme und Smart Speaker, also Lautsprecher mit Online-Verbindung, gehören zurzeit zu den wichtigsten Wachstumstreibern der Elektronik- und Home-Entertainment-Branche. Weltweit soll die Zahl der Smart Speaker, so schätzen die Branchenanalysten von Canalys, bis zum Jahresende auf hundert Millionen steigen, davon auf etwa sechs Millionen in Deutschland. Es sind vor allem US-Konzerne, die Sprachassistenten gepaart mit künstlicher Intelligenz anbieten: Apple mit Siri, Amazon mit Alexa, Google mit Google Assistant und Microsoft mit Cortana. Der aktuelle Online-Audio-Monitor von vier Medienanstalten und weiterer Partner kam zu dem Ergebnis, dass 5,1 Prozent der Deutschen (ab 18 Jahren) einen intelligenten Lautsprecher wie Amazon Echo, Google Home oder den erst seit kurzem verfügbaren Apple Home Pod einsetzen. Im Rahmen der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin zeigte die Deutsche Telekom die neue Magenta Box, die Ende des Jahres zur Verfügung stehen und mit einer Sprachassistenten-Eigenentwicklung sowie mit Alexa und Google Assistant funktionieren soll.

Amazon und Google sind Marktführer

Christopher Meinecke, der beim Bitkom e.V. den Bereich Digitale Transformation leitet, prognostizierte während der IFA: „Wir werden uns in ein paar Jahren wundern, dass jemals Geräte ohne Sprachsteuerung verkauft wurden und wir gleich mehrere Fernbedienungen herumliegen hatten.“ Noch aber befindet sich der junge Markt ganz am Anfang. Marktführer Amazon sieht sich selbst bei Alexa noch in Phase 1. Auch wenn Amazon lange fast eine Monopolstellung einnahm, ist für Christian Stöcker, Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, das Rennen offen: „Es wird früher oder später eine Rolle spielen, wie schnell und einfach sich Smart-Home-Interfaces in den Sprachassistenten integrieren lassen. Wenn dies etwa mit der Qualität der Künstlichen Intelligenz des Smart Speakers Google Home gelingt, dann könnten am Ende die Macher aus Mountain View die Nase vorne haben.“ Tatsächlich ging der Amazon-Anteil an verkauften Smart-Speaker-Geräten zurück, und zwar nach Canalys-Angaben von mehr als 80 Prozent im vergangenen Jahr auf nur noch knapp 25 Prozent im zweiten Quartal 2018. Google hingegen steigerte seinen Marktanteil zuletzt auf 32 Prozent.

Sprachassistenten können mit Hilfe der smarten Online-Lautsprecher im Zeitalter des Internet der Dinge mit fast allen Lebensbereichen verknüpft werden. Erfolgte früher die Kommunikation mit digitalen Geräten anfangs per Computersprache, dann per Mausklick und schließlich über Touch Screens, steht nun mit der Sprachsteuerung ein intuitiv nutzbares Interface zur Verfügung, das von den Smart-Speaker-Nutzern keinerlei technische Kompetenz mehr erfordert – ganz nach dem Motto „Voice ist das neue Touch“. Aktuelle Software oder neue Hardware einfach mit dem Sprachbefehl „Installiere das Heimnetzwerk“ zu installieren, eröffnet in einer Gesellschaft, in der weniger als die Hälfte der Menschen solche Technik bisher selbst installieren konnte, riesige Marktpotenziale.

Warum Smart Speaker ständig „zuhören“

Der Alexa Voice Service basiert auf der Amazon Cloud und kann auf jedem IT-Gerät mit Mikrofon, Lautsprecher und Internetanschluss genutzt werden. Norbert Pohlmann, Professor für Informationssicherheit und Leiter des Instituts für Internet-Sicherheit – if(is) der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen, erklärt, der Nutzen der Cloud-Lösung liege für Amazon darin, dass alle Aktualisierungen und Verbesserungen des Systems vorgenommen werden können, ohne dass einzelne IT-Geräte ausgetauscht oder nachgerüstet werden müssen. Aktiviert wird Alexa durch ein vorgegebenes Signalwort. Die Hardware, etwa das Modell Echo, muss ständig „zuhören“, um auf das Signalwort zu reagieren. Aktiviert der Nutzer Alexa, findet eine Datenübertragung in die Amazon Cloud statt, wo die eigentliche Anfrage beantwortet oder ein bestimmter Service über weitere Cloud-Lösungen aktiviert wird. Nach Angaben der Smart-Speaker-Hersteller erfolgt eine Aufzeichnung erst nach Nennung des entsprechenden Signalwortes. Ob sich Verbraucher darauf verlassen können, ist schwer zu beurteilen. Kritiker sehen außerdem Gefahren für die Vertraulichkeit des Wortes in den eigenen vier Wänden, die gemäß § 201 Strafgesetzbuch besonders geschützt ist.

Das global am häufigsten genutzte Feature bei Alexa & Co. ist Audio-Entertainment. In Deutschland, so ergab der aktuelle Online-Audio-Monitor, rufen knapp 78 Prozent der Nutzer Radioprogramme, Musik, Podcasts oder Hörspiele per Smart Speaker ab. 61 Prozent fragen nach der Uhrzeit, 58 Prozent erkundigen sich nach dem Wetterbericht. 45 Prozent lassen sich Alltags- und Wissensfragen beantworten, aber nur 32 Prozent nutzen journalistische Nachrichtenformate. Sprachassistenten können Einkaufslisten speichern, bieten Kochrezepte oder helfen dank Timer-Funktion dabei, Spaghetti al dente zu kochen. Alexa kann auch Tiergeräusche vormachen oder „Happy Birthday“ trällern. Spezielle Funktionen oder Anwendungen werden Skills genannt und können außer von Amazon auch von anderen Unternehmen angeboten werden. Zurzeit gibt es etwa 5.000 Drittanbieter, die einen Skill für Alexa zur Verfügung stellen. Allein in den USA entstehen in jedem Quartal etwa 5.000 neue Alexa-Skills.

Akustisches Nadelöhr?

Auf den ersten Blick offeriert Alexa eine erstaunliche Skill-Vielfalt: Allein unter dem Suchbegriff „Nachrichten“ werden mehr als 600 Angebote gelistet. Das sind vor allem Nachrichten von ARD, ZDF und Deutschlandfunk sowie privatwirtschaftlicher TV-Programme wie RTL. Auch die Verlagsbranche engagiert sich, überwiegend mit Briefings aller Art, die von Spiegel Online, Bild, Welt, FAZ oder Die Zeit stammen. Inzwischen sammeln außerdem einige lokale Anbieter (Hörfunkprogramme, Zeitungen) Erfahrungen mit dem Voice-System. Problematisch wird es, wenn nicht-journalistische Inhalte ebenfalls als „Skills“ in der Rubrik Nachrichten auftauchen, wie etwa AfD kompakt. Zwar existieren Qualitätsrichtlinien. Diese stellt Amazon aber kaum transparent dar. Wie das Unternehmen in der Echtzeitkommunikation von Online-Nachrichten sein Versprechen, strafbare Inhalte auszusortieren, garantieren will, bleibt offen.

Unklar ist auch, was Smart Speaker für den Werbemarkt bedeuten. Aktuell erzielt zum Beispiel Amazon zwar keine eigenen Werbeerlöse mit Alexa, schließt dies aber für die Zukunft nicht aus. Smart-Speaker-Anbieter dürften künftig allerdings weniger auf klassische Audio-Spots setzen, sondern auf adressierbare Informationen. Werden hingegen Radioprogramme inklusive Werbung eins zu eins von Alexa verbreitet, stellt Amazon den Anbietern Zugriffszahlen zur Verfügung. Dadurch könnten Hörfunkstationen die entsprechenden Reichweiten also bei den Werbekunden abrechnen.

Im Gegensatz zum World Wide Web bietet die Sprachausgabe der aktuellen Smart-Speaker-Generation weder ein echtes Nebeneinander unterschiedlicher Angebote – dies lässt die lineare Sprachausgabe nicht zu – noch Hyperlinks zu anderen Angeboten. Und während wir als Antwort auf eine Eingabe in den Google-Suchschlitz mehrere Fundstellen angeboten bekommen, präsentiert Alexa immer nur eine Antwort. Das reduziert Vielfalt und führt zugleich zu der Frage, wer eigentlich anhand welcher Kriterien die Quellen für die Antworten auswählt, die uns aus dem Smart Speaker entgegenschallen. Christian Stöcker warnt deshalb: „Wenn Sie Google Home fragen, wann Napoleon geboren wurde, dann bekommen sie wahrscheinlich einen Wikipedia-Eintrag vorgelesen. Wenn Sie fragen, wann es morgen Züge nach München gibt, dann bekommen sie eine Antwort ihres Sprachassistenten von nur einem Anbieter. Das ist vergleichbar mit einer Suchanfrage bei Google, die auf einer Ergebnisseite nur einen Treffer anzeigt.“ Ein akustisches Interface, das zehn Auswahlmöglichkeiten anbietet, scheint kaum praktikabel. „Das Nadelöhr ist akustisch also noch viel enger“, weist Stöcker auf einen starken Gatekeeper-Effekt hin.

Diskriminierungsfrei und transparent?

Mit der rasanten Verbreitung intelligenter Smart Speaker werden die Diskussion über die Bedeutung von Intermediären für Medien- und Meinungsvielfalt und die Fragen nach der Transparenz ihrer Filterkriterien und der Sicherung eines diskriminierungsfreien Zugangs neu entfacht. Entscheiden künftig Algorithmen darüber, was Nutzer von ihren smarten Lautsprechern und Sprachassistenten zu hören bekommen? Oder erhält jeweils das Unternehmen Zugang zum Hörer, das am meisten Geld bietet?

Cornelia Holsten, die als Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt zurzeit Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) ist, weiß um die Macht der großen Online-Konzerne aus den USA. Im Sinne der Meinungsvielfalt müsse etwa für alle Anbieter von Hörfunkprogrammen ein diskriminierungsfreier Zugang gewährleistet sein, fordert sie. „Unsere Aufgabe wird es sein, sicherzustellen, dass Angebote und interessierte Nutzer zueinanderfinden können“, betont die DLM-Vorsitzende. Alle digitalen Inhalte müssten schnell, gezielt und einfach gefunden werden. Auch der Kommunikationswissenschaftler Stöcker warnt vor der Rolle der mächtigen Intermediäre und befürchtet: „Wir werden jetzt alles, was wir schon einmal erlebt, aber noch nicht verdaut haben, noch einmal erleben, nur noch viel prononcierter.“

Grafik von rose pistola

unter Verwendung von: antifalten/photocase.de

Porträt Andi Goral: Rainer Holz

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December 04,2022

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