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  Test: Audio Note AN-J/LX HEMP | Kompaktlautsprecher

  Technik und Einordnung: Audio Note AN-J/LX HEMP

  

  Die 2,5-cm-Hochtokalotte der Audio Note AN-J/LX HEMP mit Seidengewebemembran

  Wir haben es mit einem Zwei-Wege-Lautsprecher mit Bassreflexrohr auf der Rückseite zu tun. Die Acht-Zoll-Hanf-Tiefmitteltöner besitzen Kupferschwingspulen und sind intern mit Kupferkabeln namens Lexus-LX verkabelt. Auf die Qualität der Innenverkabelung legen die Briten generell großen Wert und sprechen dieser eine klangentscheidende Rolle zu. Die Hochtonkalotte besteht hingegen aus Seidengewebe und ist das typische Zoll groß. Die Frequenzweiche besteht aus größtenteils selbst hergestellten Teilen, betonen die Briten. Die Übergangsfrequenz ließ sich leider nicht herausbekommen. „Wir bieten keine Messungen der Trennfrequenz an“, antwortete Martin Grennall von Audio Note England auf diese Frage. „Das ist eines der typischen Dinge, nach denen wir auf Nachfrage sagen: ,Hören Sie einfach zu.‘“

  In der nicht immer einfach nachvollziehbaren Welt von Audio Note entspricht unser Testpärchen AN-J/LX HEMP einem Level-2-Lautsprecher mit einer Nennimpedanz von sechs Ohm. Zur Erklärung, ohne tief in die Materie einzutauchen: Die Level-Einteilung dient der Orientierung, in welcher Liga eine Komponente oder ein Schallwandler spielt. Los geht’s bei Level 0 für Einsteiger, Level 6 bildet die Spitze des Machbaren und High-End im Wert einer Eigentumswohnung in einer Großstadt. Level 2 ist also im unteren Drittel zu finden und somit so etwas wie untere Mittelklasse. 6744,22 Euro möchte Audio Note für das Level-2-Pärchen AN-J/LX HEMP haben, wobei dieser unrunde Wert durch die Umrechnung von US-Dollar in Euro zustande kommt.

  

  Die AN-J/LX HEMP sind nach der Audio-Note-Skala Level-2-Lautsprecher

  Nicht nur an der Level-Einstufung merkt man, dass dieser Hersteller andere Wege als die Konkurrenz einschlägt. Die Lautsprecher-Philosophie lautet nach der beiliegenden Betriebsanleitung so: „Das Design verlangt nach einem Gehäuse, das die gewählten Chassis ergänzt, anstatt gegen sie zu kämpfen. Anstatt zu versuchen, die Resonanzen abzutöten, haben wir das Gehäuse so zugeschnitten, dass sie in Frequenzbereichen platziert werden, in denen sie den Betrieb der Chassis unterstützen und verbessern.“ Und: „In dieser Position (Platzierung in den Ecken, Anm. d. R.) übertrifft er jeden Lautsprecher ähnlicher Größe, unabhängig von seiner Herkunft. Dies ist unter anderem der flachen Gehäuseform und der breiten Schallwand zu verdanken, die den Treibern die bestmöglichen Betriebsbedingungen bieten, sodass sie so wirken, als wären sie in einer virtuellen Wand eingebaut.“

  Audio Note AN-J/LX Hemp: Klangtest & Vergleiche

  Lautsprecheraufstellung

  

  Die Bedienungsanleitung beinhaltet unter anderem konkrete Tipps zur Lautsprecheraufstellung

  Auch die Empfehlung seitens des Vertriebs sowie der Bedienungsanleitung lässt keine Zweifel offen, wo die Boxen stehen sollen: in Wandnähe, gern sogar in den Raumecken. So eine Empfehlung kommt selten vor. Mich verwundert sie gleich doppelt, da ich die Audio Note AN-J/LX HEMP zum Einspielen komplett frei in den Raum stellte – und gleich von einem relativ kräftigen Bass massiert wurde. „Die Lautsprecher von Audio Note sind so konstruiert, dass sie in der Raumecke platziert pro Seite drei dB mehr Tiefgang machen“, erklärt Stefan Wörmer vom deutschen Vertrieb. „Durch diese Konstruktion hat man außerdem das ausgewogenste Klangbild. Sie spielen aber grundsätzlich immer mit dem Raum und versuchen nicht, dagegenzuhalten. Die üblichen Aufstellungsprobleme gibt es bei uns nicht!“ Und: „Auf einen geraden und wackelfreien Stand achten und so viel Gewicht wie möglich in die Ständer – die sind fester Bestandteil der Lautsprecher.“ Die beiden extra zu ordernden Ständer passen optisch und von der Größe her perfekt zu unserem Testpärchen. Beim Bass gibt Audio Note an, dass dieser bei -6 dB bis zu 25 Hz reicht, beim Hochtöner ist laut Werk bei 23 KHz Schluss.

  Bestens informiert

  

  Klanglich informativ, ohne zu verschrecken: die Audio Note AN-J/LX HEMP

  Auch in den Höhen erweist sich das 13-Kilo-Kästchen mit hohem Wirkungsgrad als hochauflösendes Powerpaket. Ich habe noch die kleine, aber feine Harbeth P3ESR XD aus meinem letzten Test im Ohr, die im Hochton eher sanft und leicht zurückgenommen vorging. Die Audio Note AN-J/LX HEMP verhält sich in diesem Bereich anders: Sie löst sehr hoch auf und klingt kein bisschen zurückgenommen. Die Höhen sind durchaus präsent und frisch, aber nicht zu offensiv der gar scharf – ich habe mich nie überfordert oder genervt gefühlt, sondern obenherum eher bestens informiert. Ich finde sie weitgehend neutral, sie stechen pegelseitig und von ihrer Grundausrichtung allenfalls ganz leicht aus dem Klangbild hervor – die Beschreibung „elegant integriert“ trifft es am besten, auch preisklassenbezogen. Oder anders ausgedrückt: Analytikern liefern sie viele Informationen, ohne auf der anderen Seite Genusshörer zu verschrecken.

  Ehrlich

  

Auch in den Mitten unterscheidet sich die Audio Note etwas von der Harbeth: Während Letztere in den Mitten sehr vollmundig klang und ihren Fokus auf die Sonorität der Stimmenwiedergabe legte, wirkt unsere aktuelle Britin hier sachlicher, transparenter und direkter, was aufgrund der doch etwas speziellen Abstimmung der Harbeth kein Wunder ist. Stimmen weisen etwas weniger Schmelz auf, ohne nüchtern und emotionslos zu klingen. Das arbeitet zum Beispiel die herrlich melancholische Klavierballade „Light Years“ vom aktuellen The-National-Album „I Am Easy To Find“ (2019) (auf Amazon anhören) heraus: Während man bei der Harbeth das goldgelbe Herbstlaub vor dem inneren Auge fallen sieht, sind die Blätter bei der Audio Note noch leicht grün angehaucht – und man sieht ihre zarten Strukturen. Man könnte auch sagen: Die Audio Note AN-J/LX HEMP verhält sich in den Mitten absolut betrachtet vorbildlich neutral und offen, fügt weder etwas hinzu, nimmt aber auch nichts weg. Sie malt nicht mit dem dicksten Pinsel, ihre feinen Linien treffen dafür aber alle Zwischentöne – gerade bei Stimmen. Im Vergleich mit meiner ungefähr doppelt so teuren Martin Logan Impression 11A Matt klingt Matt Berningers Stimme sehr ähnlich, und weder aufgedickt oder überbetont noch steril oder emotionslos.

  Dynamik de luxe

  

  Die Audio Note AN-J/LX HEMP sind mit einem Wirkungsgrad von 93 dB/W/m deklariert

  Aus der Klangbeschreibung der Tiefen, Mitten und Höhen lässt sich herauslesen, dass wir es hier mit einem sehr spielfreudigen Lautsprecher zu tun haben – grob- wie feindynamisch. Die Audio Note AN-J/LX HEMP stellt das Geschehen mit ihrem hohen Wirkungsgrad jederzeit souverän und kraftvoll dar, großen – was angesichts ihrer Größe verblüfft – wie auch kleinen Pegelsprüngen stellt sie ansatzlos nach. Natürlich ist bei hohen Pegeln irgendwann das Limit erreicht, wo sie beispielsweise mit der teilaktiven Martin Logan Impression 11A mit aktivem Bassmodul nicht mehr mithalten kann. Aber diese Grenze liegt erstaunlich weit oben, bei Zimmerlautstärke und ein gutes Stück darüber beeindruckt sie mit Attacke und Spielfreude, wie sie nicht einmal manche größere Standboxen in ihrer Preisregion hinbekommen. Beeindruckend.

  Details arbeitet sie hervorragend heraus, ich hatte nie das Gefühl, in irgendeinem Frequenzbereich irgendetwas zu verpassen – auch nicht im Vergleich mit der Martin Logan. Das wird zum Beispiel beim neuen Quicksand-Album Distant Populations deutlich, das schön transparent und druckvoll produziert wurde. Die kultverdächtigen Post-Hardcore-Vorreiter aus New York City, die in den 90ern das Genre prägten wie kaum eine andere Band, greifen hier wieder stärker in die Gitarrensaiten und überfluten den Hörraum mit Informationen. Bei der Eröffnungsnummer „Inversion“ stehe ich mitten im Studio – flatterndes Hosenbein und offener Mund inklusive. Der Zwei-Weg-Lautsprecher erweist sich einmal mehr als anspringende Wuchtbrumme.

  

  Drang nach vorne

  

Kommen wir zur Bühnenbreite und -tiefe, zur Beurteilung eignet sich Locked & Loaded von Twin Shadow hervorragend, das sich auf dem 2015er-Album „Eclipse“ (auf Amazon anhören) befindet. Das opulente Synthie-Pop-Stück besticht durch eine breite, in jede Richtung weit aufgefächerte Bühne. Hier kann die Audio Note AN-J/LX HEMP nicht mit der Martin Logan mithalten, die Bühne gerät im Vergleich weniger stark ausladend. Was nicht heißen soll, dass sie winzig ist, nein: Links und rechts reicht das Klanggeschehen sogar leicht über die Lautsprecher hinaus. In meinem Set-up (halber Meter Wandabstand plus kräftiger Transistorverstärker) beginnt die Abbildung auf Boxenebene und streckt sich von da aus offensiv Richtung Hörer, eine große Bühnentiefe nach hinten höre ich hingegen nicht. Dafür lassen sich die einzelnen Instrumente präzise aus dem Geschehen heraushören. Sie erscheinen schön gestaffelt, greifbar und dreidimensional im Raum, immer mit einem gewissen Drang nach vorne. Letzterer macht den Charakter dieses Lautsprechers aus: Attacke, Druck, Spaß. Eine hanffeste Überraschung.

 

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September 14,2021

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