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Was eine Uhr zur Luxusuhr macht

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Was eine Uhr zur Luxusuhr macht

Was macht eine gute Uhr zur Luxusuhr? Darüber können Freunde edler Zeitmesser abendfüllende Diskussionen führen – und dennoch zu keinem Ergebnis kommen. Luxus ist eben immer eine ganz individuelle Wahrnehmung. Dennoch gibt es einige Kriterien, die Uhren besonders wertvoll machen. Wir stellen die wichtigsten vor.

Vor einigen Jahren, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, meldete sich ein Zuschauer bei Frank Plasbergs „Hart aber fair“-Sendung mit einem etwas schrägen Vorschlag. Um die Staatskassen zu sanieren, möge doch jeder Käufer einer Luxusuhr eine höhere Mehrwertsteuer entrichten. Und damit jeder wusste, was eine Luxusuhr ist, wurde die Preisgrenze gleich nachgeliefert: 200 Euro.

Zumindest in dieser Hinsicht dürfte allenthalben Einigkeit bestehen: Für 200 Euro bekommt man keine Luxusuhr, allenfalls einen Quarz-Zeitmesser. Doch dann gehen die Meinungen schon auseinander. Erscheinen dem einen 1000 Euro für eine Uhr schon als wahrer Luxus, so denken andere eher in fünfstelligen Kategorien. Manche halten ein Gold- oder Platingehäuse für unverzichtbar, andere legen mehr Wert auf ein Manufakturwerk.

Grossmann - Benu

Viele setzen auf große Markennamen, andere auf große Komplikationen. Es gibt Sammler, die sich den Luxus seltener und entsprechend teurer Vintage-Modelle leisten, andere begeistern sich für Novitäten, wie sie im Frühjahr auf der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld oder jüngst auf der Munichtime präsentiert wurden. Was beweist: Es gibt letztlich keine Definition für den Begriff „Luxusuhr“. Ebenso, wie auch der Begriff „Luxus“ immer sehr individuell interpretiert wird.

Selbst wenn es also keine allgemeingültige Definition für Luxusuhren gibt, so weisen hochwertige Uhren doch zum größten Teil bestimmte Merkmale auf. In den Meisterwerken der Haute Horlogerie ticken in aller Regel Manufakturkaliber. Oder aber, Schweizer Standardwerke wie ETA oder Sellita werden aufwändig modifiziert und mit zusätzlichen Modulen aufgerüstet.

Luxus ist, was Spaß macht

Luxusuhren verfügen darüber hinaus über technische Raffinessen. Kenner sprechen von Komplikationen. Hier gilt die bekannte Erkenntnis: Luxus ist, was man nicht braucht, was aber trotzdem Spaß macht. Kaum jemand braucht einen Chronographen, also einen Kurzzeitmesser. Oder eine Mondphase, auch wenn die dem Zifferblatt als dem Gesicht einer Uhr ein attraktives Aussehen gibt. Braucht man Taucheruhren, die in Hunderten von Metern Tiefe noch „dicht halten“, obwohl die Uhr über einen Einsatz im Hotel-Pool nicht hinauskommt? Für Menschen, die häufig um die Welt jetten, ist hingegen eine zweite Zeitzone durchaus sinnvoll. Bei den technischen Raffinessen einer Uhr geht es denn auch nur selten um den praktischen Nutzwert im Alltag, sondern um die hohe uhrmacherische Kunst, die hinter diesen Komplikationen steckt. Es sind kleine mechanische Wunderwerke, die an den Handgelenken ihrer stolzen Träger ticken.

Zenith - El primero

Grundsätzlich gilt: Je mehr Komplikationen eine mechanische Uhr aufweist, desto wertvoller (und werthaltiger) ist sie. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Die meisten Modelle des Luxusuhrenherstellers Rolex sind auch ohne Komplikationen stark gefragt. Lediglich das Modell Daytona verfügt über eine Chronographen-Funktion.

Ein wichtiges Merkmal von Luxusuhren ist die Finissierung, worunter die formvollendete Aufbereitung zu verstehen ist. So entstehen aus standardisierten Uhrwerken wahre Meisterstücke Durch den Glasboden kann man dann auf dem Werk gleichsam „mit den Augen spazieren gehen“ (siehe Infokasten: „Von Streifen, Perlagen und Guillochen“). Das Problem ist nur, dass der Rotor (die Schwungmasse) von mechanischen Uhren meist den Blick auf das halbe Werk verdeckt. Deshalb sägen manche Hersteller diesen Rotor aus, um einen besseren Durchblick zu ermöglichen. Manche Uhren werden sogar komplett skelettiert, das heißt, man entfernt große Teile des Uhrwerks, um den Blick auf die dahinter liegenden Teile freizugeben. Ein Meister des Skelettierens ist Stefan Kudoke aus Dresden.

Design Ikone - Nautilus von Patek Philippe

Dorn- oder Faltschließe?

Hinzu kommen viele kleinere, aber wichtige Details, die aus einer guten Uhr eine Luxusuhr machen. Wichtig ist etwa gewölbtes Saphirglas über dem Zifferblatt. Das ist zwar deutlich teurer als Mineralglas, schützt aber dafür den edlen Zeitmesser vor Kratzern. Für die weniger beanspruchte Rückseite der Uhr reicht Mineralglas normalerweise aus. Luxusuhren verwenden allerdings auch hierfür Saphirglas. Sportlichen Uhren, wie beispielsweise Chronographen, spendieren immer mehr Hersteller inzwischen widerstandsfähige Keramik-Lünetten.

Damit das gute Stück beim An- oder Ausziehen nicht infolge eines kleinen Missgeschicks des Trägers auf den harten Boden fällt, werden Nobelticker mit Faltschließen ausgestattet, teilweise sogar mit doppelten Faltschließen. Auf der Schließe selbst befinden sich der Name und das Logo der Uhrenmarke. Auch in Lederbänder wird üblicherweise der Hersteller-Name eingestanzt. Hält ein Edelstahlband den Zeitmesser am Handgelenk, so sollten die Glieder des Bandes bei teuren Uhren verschraubt und nicht verstiftet sein. Dadurch können auch weniger geschickte Uhrenbesitzer das Band einfach verlängern oder verkürzen.

Je teurer die Uhr, desto aufwändiger die Box zur Präsentation und Aufbewahrung des edlen Zeitmessers. Dennoch gibt es eine teure Uhr, die – man glaubt es kaum – in Zeitungspapier eingewickelt und verkauft wird.

Der Zürcher Meisteruhrmacher Paul Gerber und der frühere Chef des Internationalen Uhrenmuseums in La-Chaux-de-Fonds, Ludwig Oechslin, entwickelten mit dem Designer Christian Gafner vor einigen Jahren die 5000 Franken teure Museumsuhr mit Jahreskalender, die sich durch absoluten Purismus auszeichnen sollte. Käufer erhalten den Zeitmesser deshalb in einer aktuellen Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung.

Limited-Edition von Hublot Von Streifen, Perlagen und Guillochen Die Zifferblätter und Werke von Luxusuhren sind oft auch optische Meisterwerke. Als besonders edel gilt die Guillochierung. Weithin bekannt für dieses ehemalige königliche Handwerk ist Jochen Benzinger in Pforzheim. Beim Guillochieren werden geometrische Figuren aus feinen Linien in das Zifferblatt der Uhr oder ins Gehäuse gestochen. Perlierung heißen die ineinander verlaufenden und dadurch perlenförmig wirkenden Kreisschliffe, die zum Beispiel Werksplatinen oder Brücken zieren. Bekannt sind ferner die Genfer Streifen. Dabei handelt es sich um eine Abfolge paralleler und wellenförmiger Streifen. Als optische „Delikatesse“ gelten darüber hinaus Lagersteine, die in goldende Fassungen, sogenannte Goldchatons, eingelassen sind. Sofort ins Auge fallen schließlich gebläute Schrauben – ein weiteres Merkmal für ein aufwändig gestaltetes Uhrwerk.

Fotos: Breitling, Grossmann, Zenith, Patek Philippe, Hublot

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March 06,2022

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